Autor

Stephan Büchenbacher wurde 1964 in Zürich geboren und lebt heute in Basel. Er arbeitet als Autor und Heilpädagoge. Seit 2023 Mitwirkender des Philosophicums Basel. In seinen Werken befasst er sich vorrangig mit philosophischen sowie ethischen Fragestellungen. 2016 debütierte er mit seinem Roman «Liv». 2024 erschien sein zweiter Roman „Saoseo“ im Zytglogge Verlag.
Credo: Wir sollten das Abenteuer des Denkens weder an Religionen noch an die Wissenschaft oder neuerdings an die Künstliche Intelligenz delegieren.
Ihn interessieren …
... Menschen, die schlicht nicht umhinkommen, sich mit den existenziellen Fragen des Lebens zu beschäftigen. Figuren, die sich ein bisschen dafür schämen, weil sie spüren, dass sie dafür nur unzureichend ausgestattet sind und befürchten, von einem groẞen Teil ihrer Mitmenschen dafür belächelt zu werden.
... verdeckte Ermittler auf dem Feld der Metaphysik, die sich heimlich mit den groẞen Fragen beschäftigen - dem Wesen der Wahrheit, dem Rätsel des Ich und der Idee der Freiheit - und bei ihren tapferen Versuchen an Grenzen stoẞen.
... Menschen, die sich jedoch vor nichts so sehr fürchten, als vor der Scham, sich eines Tages eingestehen zu müssen, den Versuch, selbst zu denken, nicht entschieden genug gewagt zu haben.
... philosophisch gepolte Seelen, keine Fachphilosophen. Personen, die im Leben stehen, mit einem Fuẞ aber immer auch neben dem Leben. Unruhige, beunruhigte Seelen.
… kurz: ganz normale, geistig obdachlose Menschen, denen bewusst ist, dass das Leben, angesichts von Alter, Krankheit und Tod und der menschengemachten Übel, vollkommen sinnlos bliebe, falls es nicht gelingen sollte, gewissen Rätseln auf den Grund zu gehen.
Unmittelbar, quasi von innen
(Ausschnitt aus Interview)
"Die „Erzählung in der Erzählung“ der Anruferin Minna handelt von ihr und ihrem Großvater. Er hat sich ans Ende der Welt zurückgezogen, in den galizischen Ort Fisterra. Dort wählt er sie bei einem Besuch als Begleiterin für seinen lange geplanten Suizid auf dem Meer. Sie lassen ihn auch deshalb diese Tat vollführen, weil er wissen möchte, was danach geschieht. Dieser Mihai ist Schriftsteller wie Sie selbst. Wie sehr treibt Sie die Neugierde an, im Schreiben die Grenze zwischen Leben und Tod zu überwinden? Die Vergänglichkeit?"
"Es gehört meiner Ansicht nach zu den Wesensmerkmalen der Kunstform Roman, dass wir uns - im Gegensatz zum Film – als Leserin oder als Leser direkt an den Bewusstseinsstrom einer Figur anschließen können. Diese Möglichkeit ist uns sonst im Leben vollkommen verwehrt. Sonst besteht eine absolute Schranke zwischen Menschen. Wir können uns nur via Sprache miteinander über unsere inneren Zustände austauschen. Jede Person hat einen privilegierten Zugang zu je ihrem eigenen Bewusstsein. Nur im Roman ist es möglich, dass ich unmittelbar, quasi von innen, wahrnehmen kann, wie eine andere Person fühlt, empfindet, wünscht, hofft, denkt. Ein zweites Merkmal des Romans ist es, dass er die Grenze zwischen Leben und Tod, wenn nicht überwindet, so doch prinzipiell überschreiten kann. Der Roman vermag diese Grenze zu transzendieren. Als Romancier, der sich mit dem Tod auseinandersetzt, weigere ich mich, die Unvorstellbarkeit des Jenseits als etwas Absolutes zu betrachten. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil im fiktiven Universum unendlich mehr Möglichkeiten des Daseins existieren als die manifeste Realität wie wir sie kennen. Tod bedeutet zunächst, sterben zu müssen. Und sterben zu müssen, bedeutet in erster Linie keinen lebenden Körper mehr zu besitzen. Das heißt aber noch lange nicht, dass es nicht möglich sein sollte, dass unser geistige Kern, also unser Ich, nicht ohne Körper weiterexistieren kann."
"In: Zeitschrift 24/7, Nr. 23/2024